Bezirksverbandstag Weser-Ems

Unter dem Motto „Gemeinsamer Unterricht – Gemeinsames Lernen – Unterschiedliche Wege“ richtete der Bezirksverband Weser-Ems am 9. September seinen diesjährigen Verbandstag durch.

Nach der Begrüßung von Guido Venth (Bezirksvorsitzender) und Frank Böttger (Geschäftsführer) hielt Frau Prof. Dr. Conny  Melzer (Universität Köln) den Impulsvortrag zum barrierefreien Unterricht.

Frank Böttger und Sarah Gasch begrüßen die Teilnehmer

Sie stellte das Konzept des „Universal Design for Learning“ vor, bei dem es  insbesondere im Hinblick auf inklusiven Unterricht darum geht,  flexible Wege der Bearbeitung von Unterrichtsaufgaben zu ermöglichen.

UDL ist ursprünglich  eine Adaption des Universal Design (Architekt  Ron Mace 1990)  für den Unterricht. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die Produkte unter dem Begriff Universal Design so flexibel sind, dass es ohne Zusatztechnik oder Anpassung von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in unterschiedlichen Situationen benutzt werden kann.

Frau Prof. Melzer führte nach notwendigen theoretischen und historischen Zusammenhängen dann direkt auf die Ausgangsfrage, was UDL für gemeinsamen Unterricht bedeuten kann. Ein zentraler Punkt war für sie der Gegensatz von Differenzierung (geht vom Individuum aus) und UDL (geht vom Unterricht aus, der für alle zu planen ist).

Vortrag von Frau Prof. Dr. Conny Melzer

Methodisch geschickt ließ Frau Prof. Melzer dabei die Zuhörer zu aktiven Gestaltern werden, indem sie zu  Murmelphasen, 1 Minuten-Protokollen und 1 Minuten-Fragen motivierte. Es entstand  ein intensiver Austausch, der schnell auch zu kritischen Fragen führte. Interessant war ein Beitrag einer Teilnehmerin, die bemerkte, für sie sei dies weniger ein pädagogisches Konzept sondern eher ein philosophisches, da es Schranken im Kopf löse.

Dieser kurzweilige Vortrag machte Lust auf die anschließenden Workshops, die schwerpunktmäßig auch unter dem Prinzip UDL zu betrachten waren.

Dr. Ralf Martenstein (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) stellte Advance Organizer als eine wirksame Lehr- und Lernmethode im inklusiven Grundschulunterricht vor. In seinem Workshop gab er konkrete Anleitungen, wie Lernlandkarten fächerunabhängig erstellt werden können. Dieser Vortrag war im Vorfeld besonders gefragt, sodass er sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag angeboten wurde.

Workshop von Dr. Ralf Martenstein

Heike Buddenberg (Fachberaterin Mathematik, Schule an der Rolandsmauer Osnabrück) griff in ihrem Workshop  „Inklusiver Mathematikunterricht im Spannungsfeld zwischen individueller Förderung und gemeinsamen Lernen“ weitere Überlegungen zum UDL auf.  Sie zeigte u. a. wesentliche Aspekte einer kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung (wie z.B. Auswahl und Einsatz von Arbeitsmitteln  zum handelnden Lernen, Wechsel der Darstellungsebenen, sprachbildende Unterrichtsgestaltung und das Prinzip der minimalen Hilfen).

 Janina Ehmke und Benjamin Möbus (Wissenschaftliche Mitarbeiter, Universität Vechta) zeigten Zugangsmöglichkeiten zu UDL im inklusiven Englischunterricht auf. Mit Blick auf die Gesamtgruppe und nicht primär auf den Einzelnen wurden lerntheoretisch fundiert und empirisch validiert universelle Prinzipien effektiven (Englisch-) Unterrichts in heterogenen Gruppen zusammengetragen.

Bärbel Diekmann und Kathrin Enneking (Förderschullehrerinnen)  berichteten aus ihrer Unterrichtspraxis. Sie arbeiten am Kardinal-von-Galen-Haus Dinklage, das als erste Förderschule überhaupt Schüler ohne UB aufnimmt und gemeinsam in Inklusionsklassen unterrichtet. Sie gewährten den Zuhörern einen spannenden, sehr   praxisnahen Blick auf diese Art der inklusiven Arbeit.

Bärbel Diekmann und Kathrin Enneking geben einen Praxiseinblick

Ingo Kaun (Förderschullehrer, Schule am Extumer Weg Aurich), vielen als langjähriger vds-Aktiver bekannt, wusste in seinem Vortrag zu überraschen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen, die er sich schon vor Jahren stellte,  war die Frage, wie Barrieren, die für alle Schüler im Mathematikunterricht bestehen, sich dem Unterrichtsgegenstand zu nähern, abgebaut werden können. Er hat die Erfahrung gemacht,  dass der Weg nur über Steigerung der Motivation und Arbeitsbereitschaft, durch Spaß, Handlungsanreize und einen höheren Aufforderungscharakter geht. Als er dem Forum seine selbsterstellten Materialien zum Ausprobieren vorstellte, ging ein Raunen durch die Reihen. Der Umfang, die Qualität und Praktikabilität  konnte gut mit dem eines Unterrichtsverlages mithalten (die man dort aber vergeblich sucht!).
So erstaunte es nicht, dass Herr Kaun am Ende der Veranstaltung von mehreren Schulen eingeladen wurde, diese Erkenntnisse und Materialien doch auf weiteren Schulinternen Fortbildungen zu präsentieren.

Ingo Kaun motiviert zum Rechnen.

Es war ein rundum gelungener und in sich schlüssiger Bezirksverbandstag.
Ein großes Lob geht an die Verantwortlichen des Bezirksverbandes Osnabrück (Guido Venth, Frank Böttger, Dr. Sarah Gasch). Viele Impulse kamen dabei von Frau Prof. Dr. Marie-Christine Vierbuchen (Universität Vechta) und vom RV Oldenburg.

Im Anschluss an den Verbandstag wurde die Mitgliederhauptversammlung durchgeführt und ein neuer Bezirksvorstand gewählt. Der langjährige Bezirksvorsitzende Guido Venth und der Geschäftsführer Frank Böttger wurden nach fast 25 Jahren im Bezirksvorstand verabschiedet und übergaben diese Aufgaben an den neuen Bezirksvorsitzenden Frank Ockenga und Benno Schomaker als neuen Geschäftsführer. Sarah Gasch bleibt dem Vorstand als bewährte Schatzmeisterin erhalten. Wir wünschen dem neuen Bezirksvorstand Alles Gute und viel Erfolg!

 

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